Freitag, 17. Februar 2012

Donnerstag

Im Zimmer trinke ich einen Kaffee, den ich mittels Wasserkocher, die hier oft zur Ausstattung gehoeren, und Nescafe zubereite. Ich bin ja zum Fruehstueck verabredet. Virendra holt mich puenktlich mit seinem Moped ab und wir fahren Richtung "Innenstadt", es ist der helle Wahnsinn, durch was fuer Gassen wir hier fahren. Da denkt man, es passt ueberhaupt nur ein Fussgaenger durch, aber es passen ploetzlich noch Mopeds, Schweine, Ziegen nebeneinander und aneinander vorbei, es ist echt total irre und ich komme aus dem Staunen nicht mehr raus.
Als erstes steuern wir den Dargarh an, eine sehr beruehmte muslimische Pilgerstaette: zunaechst lassen wir Schuhe und Socken ausserhalb bei einem Mann, der alles zusammenbindet und mit einer Blechnummer versieht. Meine Kamera muss ich auch hier lassen, da ist mir ja schon ein bisschen mulmig. Dann geht es in einen grossen HOf mit ueberdachten Plaetzen und in der Mitte befindet sich das Heiligste: es ist ein Grabmal eines beruehmten muslimischen Predigers oder so. Zunaechst steuern wir eine Gruppe von ca. 5 Maennern unterschiedlichsten Alters an und dort wird dann noch meine Tasche eingeschlossen. Da ich ja nix verstehe, interpretiere ich das so, dass man sich hier quasi den "Fuehrer" mietet, der einen durch diese Zeremonie steuert.
Meine beiden Indiansons kaufen 3 Korbteller unterschiedlicher Groesse, die voller Blueten sind. Den kleinsten bekomme ich auf meinen mittlerweile verschleierten Kopf, der groesste ist mit einer gruenen reich bestickten Decke belegt. Wir bewegen uns nun auf das Innerste zu und ich muss mich ganz schoen bemuehen, dass, ich bei dem Geschubse nicht die Blumen schon vorher verliere. Vikas bedeutet mir, ihm auf den Fersen zu bleiben. Dann wird es immer enger und ich sehe nur noch Menschen vor mir. Ploetzlich bleiben wir stehen und wir geben die Teller ab, jeder bekommt dann von unserem jungen "Ersatzpriester" dauernd die Blueten in die Haende und wir werfen sie auf das Grabmahl. Als alles aufgebraucht ist, wirft er die gruene Decke ueber uns und spricht einen Segen, jedenfalls denke ich, dass es so ist. Dann ist alles vorbei und im groessten Gedraenge geht es wieder nach draussen. Dort setzen wir uns wieder hin und Vikas bekommt einen pinkfarbenen Schal um die Stirn gebunden, ich bekomme ein gemustertes oranges Tuch auf den Kopf und wir alle bekommen eine orangegelb gemusterte Schnur wie eine Kette um den Hals und Vikas erklaert mir, dass das etwas sehr wertvolles ist und alles Boese von einem nimmt.Es fuehlt sich sehr spritituell an und ich bin echt total beeindruckt. Ich koennte hier den ganzen Tag sitzen und nur schauen und Bilder koennte man hier machen, die gaeben einen tollen Bildband ab. Es muss so in etwa auch im Orient sein.

Wir fahren zu Vikas nach Hause, wo seine Mutter ein typisches indisches Fruehstueck bereitet hat. Ich kann mir die Namen nie merken, aber es sind fritierte Teigteile in einer Sosse und auch das schmeckt wieder einmal ganz hervorragend. Ich fuehle mich sehr geehrt und wir machen selbstverstaendlich einige Fotos.

Wir steigen um ins Auto und fahren ueber den steilen Schlangenpass nach Pushkar, einem hinduistischen Pilgerort, in dem sich auch so manche spirituelle Aussteiger versuchen, und man kann manchmal sehen, wie lange sie wohl schon hier sind. Es ist hier sehr viel touristischer, aber trotzdem toll. Es gibt hier Shop an Shop und ich koennte mir hier leicht die Taschen vollpacken, soviel schoenes gibt es zu kaufen. Kuehe laufen auf den Strassen rum, Schweine ebenso und an einer Ecke kann man Buendel mit Gruenzeug kaufen, mit dem die Kuehe dann gefuettert werden. Es ist wirklich unglaublich, wie die hier ueberleben, mit dem was sie zu fressen finden und wie sie so auf der Strasse rumliegen.
Wir machen einen ausgiebigen Bummel und das eine oder andere Teil wandert in meine Tasche.
Auf dem Rueckweg bestellen wir am See in einem bekannten Lokal einiges zum Essen, welches wir dann mitnehmen wollen, um es "auf dem Land" zu essen. Hier hat man nochmal einen schoenen Blick auf den See mit seinen Gats (Stufen), die aber heute fast leer sind und erst zur Pushka Meela wieder voller Menschen sein werden.

Dann geht es zum Feld, welches Vikas gehoert, hier steht ein winziges Haeuschen und eine Familie kuemmert sich um alles. Am Baum steht ein Ochse angebunden, ein Maedchen kuemmert sich um die Ziegen und es gibt auch einen jungen Schaeferhund.
Wir packen das Essen aus, es gibt ein Bier dazu und ich kann es nur immer wieder sagen, es schmeckt wunderbar. Bisher habe ich auch noch keinerlei Nebenwirkungen, alles bekommt und schmeckt mir sehr gut. Es ist immer genau die richtige Schaerfe und bisher ausschliesslich vegetarisch.

Auf dem Rueckweg besichtigen wir einen weiteren Tempel, wo wir einen gelben Kreidepunkt auf die Stirn bekommen.

Es war ein wirklich beeindruckender Tag und zum Abschluss gehe ich wie jeden Abend in die Bar und schlabbere ein Bierchen.

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