Montag, 6. Februar 2012

Geschafft, puh................

So, ich bin also wirklich in Delhi angekommen.
Das Einchecken hat wunderbar funktioniert, dank Kurts Hilfe beim Einwickeln des Rades mit 2 Rollen Frischhaltefolie. Sah gut aus, wir haetten daraus ein Ballett machen koennen, was meinst Du Kurt? Nochmals vielen Dank fuer Deine grosse Hilfe. Satt war ich auch, denn Kurt hatte doch Angst, dass ich hier nix gscheits bekomme und hat mich noch zum Essen eingeladen.
Dann verabschieden wir uns und ich gehe zum Gate. Der Flug verlaeuft reibunglsos, aber es ist wie immer sehr eng und ich kann nur wenig doesen. Sogar den Landeanflug verpasse ich so und werde erst richtig wach, als die Maschine aufsetzt.
Jedenfalls ist es sonnig !
Auf mein Fahrrad muss ich eine Weile warten, aber es kommt erwartungsgemaess unbeschadet an. So quer auf dem Gepaeckwagen ist das eine ganz schoen sperrige Angelegenheit. Draussen stehen etliche Fahrer mit Namensschildern der Passagiere, aber ich finde mich nicht, ist auch noch lange vor der verabredeten Zeit. Dann sehe ich es aber doch und mir wird gleich alles aus der Hand genommen und ueber lange glaenzende Gaenge gehts zum Parkhaus. War mich doch von vornherein klar, dass da kein Kombi steht, sondern ein Modell von der Groesse eines Twingo oder so. Warum der Beifahrersitz runtergeklappt war, weiss ich nicht, aber auf jeden Fall kommt es hinten in den Kofferraum und schaut halb raus. Das an sich stoert mich ja nicht, meine Bedenken sind eher dahingehend, dass es rausfliegt oder jemand hinten drauf brummt. Also wir fahren los ueber etliche Hubbelsperren und jedesmal kracht der Kofferraumdeckel hoch und runter, Als ich nach hinten schaue, meint "er" nur : no problem.
Anfangs ist es noch rel. ruhig auf den grossen Strassen, aber schon bald erkenne ich das Ausmass des Verkehrswesens. Fuer Insider sei gesagt: Bangkok dagegen ist beschaulich. Auf einer Strasse so breit wie meine Wohnstrasse parken rechts und links Autos und nebeneinander passen noch Fahrraeder, Riksha's, Fussgaenger, Auto's und Hunde und das in beide Richtungen wohlgemerkt, das nenne ich Effektivitaet. Sofort gehen mir im Geiste die Routen durch den Kopf, die ich jetzt fahren wuerde, aber eigentlich bleibt da nicht viel..........
Na gut, ich werde im Hotel abgeladen, das eingepackte Fahrrad sorgt fuer Staunen und Lachen, wahrscheinlich denken die, ich will das hier jemandem schenken.Es wird gleich 2 Stockwerke hoch getragen und ohne Nachfragen in meinem Zimmer abgestellt. Ist mir recht.
Kurz auspacken und gleich festsstellen, dass ich mein Handy im Flieger vergessen hab. Also Rezeption, Nummer raussuchen, ewig tel., zu einer anderen Nummer weitergeleitet werden, wo dauernd besetzt ist und bevor ich so den restlichen Tag verbringe, gehe ich mal um die Haeuser Richtung Connaught Place, weil ich ja noch einiges einkaufen will. Sicherheitshalber nehme ich mein GPS mit, auf dem ich den Standpunkt des Hotels markiert hab.
Auf dem ca. 1,5 km langen Weg offenbart sich schon sehr viel Elend, da liegen die Pappen der Schlafbereiche, mitten auf dem Weg zugedeckte Menschen, wo ich nicht erkennen kann, ob sie noch leben, da wird im Strassengraben das Haar geschnitten und alle 10 m pinkelt jemand an die Mauer.
Hunde ohne Ende und der Verkehr moerderisch.
Kurz vorm Ziel dann haut mich ein Inder (stilecht mit Turban) an, woher usw. und als ich freundlich antworte sieht er seine Chance gekommen, mich auf einen Kaffee einzuladen. Er habe gerade Mittagspause und eine halbe Stunde Zeit. Als er meinen skeptischen Blick sieht, meint er gleich, also wirklich nur Kaffeetrinken und dann geht jeder seines Wegs, er muesse schliesslich noch arbeiten. Da er nicht wirklich unsympathisch ist, willige ich ein und wir laufen noch etliche Ecken ab, er in einem rasanten Tempo, um dann in irgendeiner Kette zu landen. " Er freut sich so, mal wieder Informationen aus Deutschland zu bekommen, weil er ja letztes Jahr dort war und ueberhaupt..........." redet er und redet er (englisch) und nimmt auf einmal meine Hand, um darin zu lesen. Ich denk noch, muss ja nicht alles gleich am ersten Tag passieren und amusiere mich sehr ueber seine Interpretation, die finde ich voellig falsch.
Irgendwie hab ich das Gefuehl, aus der halben Stunde ist mittlerweile eine ganze geworden und ich bin ja auch noch gar nicht richtig da. Irgendwann gehen wir auseinander, nicht ohne TelNr. auszutauschen und noch ein Bild zu machen. Ich bin ja fies und schreibe ihm Fantasiename und auch -Nr. auf. Der klang so, als wuerde er sich beim naechsten Deutschlandaufenthalt echt melden.

Also denke ich, jetzt mal was Produktives und ein paar Einkaeufe, aber dieser Connaught Place ist ja schier unueberblickbar. 20 min. spaeter laeuft einer neben mir her, sehr jung, gross, einigermassen gut aussehend und : where are you from, how are you????? Die reine Hoeflichkeit und ein bisschen Jetlag haben mich wahrheitsgemaess antworten lassen und zack, da hatte ich den an der Backe. Das Gleiche in gruen: Kaffee trinken, erst zeigt er mir in einer Nebengasse noch eine Touriinfo, in der ich Landkarten bekaeme und die ueberhaupt sehr hilfreich waeren und was weiss ich. Wenn er noch einmal mehr abgebogen waere, haette ich kehrt gemacht.
Auch nach dem Kaffee laesst er nicht locker, bis ich schliesslich kategorisch darauf bestehe, dass ich jetzt ins Hotel will und ueber die weitere Reise nachdenken. Er meint, ich habe ja noch gar nichts von Delhi gesehen, ja witzig, wenn ich dauernd mit irgendwelchen Typen Kaffee trinke! Der in der Touriinfo hat mir auf jeden Fall richtig Angst gemacht, dass ich da alleine mit dem Fahrrad fahren will: erst zeigt er mir ein Plakat von einem Franzosen, der auf Weltreise war und seit 2007 vermisst wird. Dann meint er, man koenne nur den Highway fahren, von dem ich mich gedanklich schon verabschiedet hatte und ueberhaupt dauert das ja alles ewig, bis ich mal von A nach B komme. Da hat er sicher recht.
Hinterher bin ich wirklich sehr verunsichert und mir gehen 3 Alternativen durch den Kopf : 1. ich ziehe das erstmal so durch, wie geplant 2. ich fahre gleich mit dem Zug und nutze das Rad nur, um mir vor Ort damit alles anzusehen 3. ich kaufe mir eine einigermassen Reisetasche, packe um und lasse das ganze Radgedoens hier bis zur Rueckreise.
Jetzt bin ich erst mal k.o. und gehe in mein Zimmer. Lecker gegessen hab ich schon und ein Bierchen gabs auch, allerdings auf der Dachterrasse und da ist es jetzt ziemlich frisch.

Gute Nacht bis vielleicht morgen................................



















1 Kommentar:

  1. Hallo Ute,
    kaum da und schon einen Sack voll Abenteuer. aber deshalb bist du ja soweit geflogen. Komm erst mal an und dann entscheide weiter. Ich kann zur Zeit meinen Schutzengel entbehren, ich schick ihn mal zu deinem zur Verstärkung.
    Gruß
    Reinhard

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