Mittwoch, 22. Februar 2012

Dienstag

um 5:30 klingelt der Wecker und vor lauter Angst zu verschlafen, ist die Nacht entsprechend unruhig. Schnell bin ich reisefertig und mache mich durch finstere Gassen auf den WEg zum Busbahnhof.
Dort angekommen, sehe ich ploetzlich auf meinem Ticket, dass das Datum auf den morgigen Tag ausgestellt ist und mir bleibt kurz das Herz stehen. Dann aendere ich einfach den sowieso handschriftlich erstellten Part.
Endlich kommt der Bus, ich hatte noch kein Fruestueck und versorge mich mit einer Packung Kraecker, welches das einzig essbare bis zum Abend bleiben soll, was ich aber noch nicht weiss. Nicht dass es mir schadet.......
Pedalen schraub ich schon mal ab und den Lenker stelle ich quer. 
Obwohl das Rad mit auf dem Ticket steht, gibt es mal wieder Probleme. Ich diskutiere hin und her und schlage vor, es einfach aufs Dach zu tun. Machen sie dann schliesslich auch, aber sie wollen nochmal 300 Rs fuers Rad. Ich erklaere, dass ich bereits fuer das Rad bezahlt haette und wir fischen das Ticket wieder hervor, welches bereits abgerissen wurde. Dann tel. er mit seinem Chef, nehme ich an und reicht mir den Hoerer. Dem erklaere ich dann dasselbe und endlich ist alles geritzt. Na bitte, hab ich doch gleich gesagt. Aber auf mich hoert ja keiner ;-)

Im Bus sitzen wir mit 4 Leuten ganz hinten, also quasi auf der Hinterachse. HIer in Indien gibt es massenweise solche kurzen Schwellen in den Orten, was aber nicht unbedingt heisst, dass deswegen das Tempo reduziert wird. Schon bevor wir aus der Stadt draussen sind, huepfen wir ein paar mal mindestens 20 cm hoch und die Gefahr, eine Gehirnerschuetterung zu erleiden, steigt deutlich.
Der Weg fuehrt  ueber das Aravalli Gebirge und es ist tatsaechlich nur ein Weg mit einem Teerstreifen in der Mitte, etwa so breit wie unsere Fahrradwege.. Ausserdem scheint dies eine wichtige Verbindungsstrasse zu sein, was man an den zahlreichen LKW's erkennen kann. Wir bleiben immer nur dann mal kurz stehen, wenn mit mmArbeit aneinander vorbei gepasst werden muss. Das ist dann so knapp, dass man sich muehelos die Hand reichen koennte. Pausenlos werden wir von unten bis oben durchgeschuettelt und das zerrt ganz schoen an den Nerven. Von der Massage merke ich nichts mehr. Aber vielleicht waere es ohne noch schlimmer. Diese Strecke haette ich mal abgesehen von den Steigungen nicht fahren wollen, der Verkehr ist hier richtig gefaehrlich. Ich kann nach vorne fast nichts sehen, aber immer wenn ich mal was sehe, kommt mit voller Fahrt auf gleicher "Spur" ein LKW entgegen. Dann steht eine Kuh mitten auf der STrasse und ich sehe sie diesmal echt ueber den Haufen gefahren, da der Bus kein bisschen Tempo rausnimmt und auch die Kuh nicht den Eindruck macht, dass sie schnell von der Strasse verschwindet. Aber es hat geklappt, oh Wunder.

Hinzu kommt, dass unsere Bank sich wohl schon vor Jahren vom Unterbau geloest hat, sodass wir des Oefteren nach hinten zurueckrutschen muessen. Es ist wirklich sehr strapazioes und kommt auf die Liste der 3 schlimmsten Transporte, die ich bisher im Urlaub erlebt habe.
Nach schon 7 Stunden sind wir tatsaechlich die ca. 280 km gefahren bzw. geschuettelt. Auf diesen Strecken traue ich mich ja kaum zu trinken, weil ich nie weiss, wann die mal anhalten fuers Klo. Aber da wir uns der Wueste naehern, schlucken wir entsprechend Staub oder Sand oder beides und haben das Gefuehl, mit einer dicken Staubschicht bedeckt zu sein, sogar die Augen werden schon trocken.
Wir werden an irgendeinem Strassenrand in Jodhpur abgeladen und ich muss ganz dringend. Erst schraube ich mal die Pedalen wieder an und richte mein Rad her, die Taschen sehen aus, als seien sie statt im Kofferraum am Seil hinterher geschleift worden. Gluecklicherweise stehe ich genau vor einem Reisebuero und frage dort, ob ich mal die Toilette benutzen darf, was mir auch sehr bereitwillig gestattet wird.
Dann steuere ich ein vornehmes Hotel an, aber : sorry, fully booked. Na ja, ich wuerde das auch sagen, wenn so ein Dreckspatz da steht. Ich will das naechste anfahren und visiere es per GPS an, aber da ich Fahrrad angewaehlt habe, muesste ich jetzt ueber die Gleise per Bruecke, aber da ist natuerlich mit Gepaeck kein Gedanke dran, also wieder neu einstellen auf "Auto" . Dann verlaesst mich aber das Teil und ich weiss nicht mehr wo ich bin. Mit meinem Nerven ziemlich am Ende, es ist auch sehr heiss und mittlerweile 4 uhr, kreise ich durch wieder einmal winzige Gassen und sehe nirgends auch nur einen lateinischen Buchstaben.
Schliesslich hilft mir ein netter gut englichsprechender Typ weiter und dann endlich finde ich das andere Hotel. Hier kann ich ein wahrhaft fuerstliches Zimmer bekommen, aber leider nur fuer eine Nacht. Ich nehme es aber trotzdem. Aber mit den Taschen kann ich unmoeglich ins Zimmer, also frage ich, ob ich die mal mit dem Gartenschlauch abspritzen kann. Nein, das geht leider nicht, ein Boy holt mir einen Tropfen Wasser im Eimer und einen Lappen und dann putzen wir wenigstens den groebsten Staub runter.
Jetzt erst mal ausgiebig geduscht, aber das Wasser wird nicht richtig warm. Als ich spaeter frage, ob ich irgendwas  druecken muss, erklaert man es mir.
Jetzt muss ich noch ein Zimmer fuer morgen finden und die geben mir eine Empfehlung fuer ein Hotel um die Ecke und hier habe ich Glueck und kann ein sehr schoenes Zimmer fuer den Rest meines Aufenthaltes bekommen.
Dann gehe ich auf die Dachterasse meines Hotels und habe einen traumhaften Ausblick auf das maechtige Fort. Alles Strapazen sind schon wieder fast vergessen und ich geniesse den Abend.
Da es wie bereits erwaehnt in Indien nie ruhig ist, kommt dann noch eine abendliche "Unterhaltung" : aus Richtung des Forts oder irgendwo vom Berg ruft sowas wie ein Prediger mindestens 1 stunde eine leidenschaftliche Predigt ins Tal. Zumindest hoert es sich so an. Das waere so in etwa vergleichbar, als wenn ein Vincentiner vom Frauenberg was predigt und man hoert es in der Friedrichstrasse. Ich muss echt lachen, was es hier so alles gibt.

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