Donnerstag, 9. Februar 2012

I did it

mann, mann, mann, das war heute ein Tag. Ich rede vom Mittwoch und diese Tastatur macht mich schon wieder wahnsinnig.
Beim Fruehstueck setzt sich ein Typ zu mir, Groesse und Bauchumfang mindestes/hoechstens 1,50. Nachdem wir beide mit Essen und Getraenken versorgt sind, gehts los: er ist hier unterwegs in Umweltmission. Hat ein T-Shirt an, welches er aus Umweltgruenden wahrscheinlich nicht waescht, scheint mal weiss gewesen zu sein, ist ja auch praktisch. Darauf schemenhaft ein Eisbaer auf einer Scholle und entsprechende Texte. Am Halsausschnitt noch 2 passende Sticker und dann steht er extra auf, damit ich noch alles  auf dem Ruecken lesen kann. Er haelt mir leidenschaftliche Vortraege und alle, die mich gut kennen, wissen, wie wohl mir sowas tut(um die Uhrzeit) Er kommt urspruenglich aus Indien, lebt aber jetzt in Toronto und fliegt heute nacht heim.

Heute schwinge ich mich endlich mal aufs Rad, nachdem ich es gestern zusammengebastelt habe und mache mir vorher schon fast in die Hose.Aber irgendwann muss es ja mal sein. GPS ist montiert und los gehts. Natuerlich  auf der Hauptstr., Verkehr wie immer. Ich setze meinen "donttouchblick" auf, den ja jeder hinter der Sonnenbrille gut erkennen kann ;-) und meinen Helm.Weg wird angezeigt, ich stelle aber erst mal nur die kompassanzeige ein und prompt biege ich verkehrt ab. Also kehrt und die Strasse zurueck, die ich aber fahren muss,bis es eine Wendemoeglichkeit gibt. Fuer Fussgaenger gibt es auch zwischendurch mal Moeglichkeiten, aber mit dem Rad wuerden die mir sofort den Vorder- und Hinterreifen absaebeln. Und nur so mit Rahmen ist ja auch bloed. Dann bin ich auf Kurs und es funktioniert hervorragend. Ich kann natuerlich nicht dauernd drauf schauen, aber Abzweigungen erkennt man fruehzeitig.Der Verkehr erfordert mehr als alle 7 Sinne.Staendig faehrt ein Tuktuk vom Strassenrand los oder ein Fahrzeug kommt einem entgegen, es ist der absolute Wahnsinn. Hier sind ja auch die Fussgaenger auf der STrasse, weil der "Buergersteig" mit allem moeglichen anderen besetzt ist. Und auch wenn die anderen einen sehen, was selten genug der Fall ist, heisst das ja noch lange nicht, dass siedeswegen anhalten oder ausweichen. Hier gilt das Recht des Staerkeren, klare Sache.Trotzdem laeuft es ganz gut, man schwimmt so ein bisschen automatisch mit. An einer Bruecke, die ca. 200 m lang ist, haengen auf beiden Seiten grosse weisse Buendel, sieht aus wie Schnuersenkel und ein Typ scheint zu pruefen, ob sie schon trocken sind. Und so ein kleiner Rotzloeffel versucht doch tatsaechlich mich zu schubsen. Hat aber nicht geklappt, aetsch.......Dann komme ich an eine Riesenkreuzung, die ich gerade aus ueberqueren muss. Auch das klappt gut, ich haenge mich einfach irgendwo an, ist aehnlich, wie als Fussgaenger: Chance sehen und nutzen, hahaha. So aehnlich jedenfalls, aber man darf wirklich nicht zoegerlich sein.
Es geht durch schmalere Strassen mit mehr Verkehr. Wenn ich mal 10 m am Stueck fahren kann, ist das schon was.Einen Rueckspiegel braucht man nicht, der ist sogar eher gefaehrlich, Wenn es hinter einem hupt, kommt jemand, wenn es ruhig ist, kann man ausscheren und haltende Fahrzeuge ueberholen. Sehr zuverlaessig. Wenn man in den Rueckspiegel schauen wuerde, koennte in dem moment jemand vor einem irgendwo rauskommen.
Meine Klingel ist bei dem Laerm natuerlich ein Witz, aber ich nutze sie dennoch haeufig. Muss mir unbedingt noch eine Trillerpfeife zulegen.Es geht jetzt durch eine Art Metallwarenviertel und die Atmosphaere ist etwas eigentuemlich. Nur Maenner und die in Massen, die meisten davon gerade nicht beschaeftigt. Das einzige, was ich hier denke, dass ich hier nicht bei Nacht durchfahren will.
Dann bin ich bei der Jamia Masjid angelangt und schliesse mein Fahrrad direkt neben dem Polizeiauto ab.

Ein beeindruckendes Bauwerk von Shah Jahan, der auch das Taj Mahal errichtet hat, sein Hobby war die Architektur. Die Moschee liegt auf einem Felsen und man hat einen guten Rundumblick. Gleich bekomme ich auch ein todschickes Maentelchen uebergehaengt und natuerlich zieht man die Schuhe aus. In Anbetracht der vielen Tauben lass ich allerdings die Socken an. Nach einem ausgiebigen Rundgang und vielen Fotos steht doch tatsaechlich mein Rad noch da. Als ich weiter fahre,meint einer nur " oh my god".
2 Ecken weiter besuche ich das maechtige Rote Fort. Ich muss durch eine Metallschleuse und will mein Rad anbinden,aber die Lady meint nur, hier sei "no parking" ich muss mit dem Officer sprechen und der meint nur : why not? Ich soll es aber abschliessen, danke fuer den Tipp. Also, da wird er ja wohl ein Auge drauf haben. Ueber den grossen Platz gehts zum Ticketschalter und dann noch einmal durch die Security. Sie ueberpreuft alles sehr genau, was ich so in der Tasche habe, Sonnenbrillenetui, GPS oooooooooooh. Dann faellt mir siedendheiss ein,dass ich einer Aussentasche mein Messer habe und sehe mich schon mit Handschellen abgefuehrt,aber das findet sie nicht, aetsch.....

Die Anlage ist sehr beeindruckend, hat aber auch der Zeit schon ihren Tribut zollen muessen. Auch hier sind die grosse Mehrzahl der Touristen Inder. Einige Frauen gehen an mir vorbei, gruessen und ruckzuck sind einige Fotos im Kasten auf beiden Seiten. Auch draussen haben ein paar Kerle versucht, mich heimlich abzulichten und als ich es lachend bemerke, sind sie ganz verlegen und duerfen na klar noch ein offiezielles Foto machen. Mach ich ja schliesslich genauso.

Der Jain Tempel gegenueber ist leider ab 12 fuer Fremde geschlossen. Dort ist auch ein Vogelkrankenhaus, welches ich gern besichtigt haette. Ich fahre die grosse Einkaufstr weiter und bin permanent unter den Blicken der Bevoelkerung. Eigentlich will ich mal ein bisschen schauen, aber mit dem Rad entlang der Geschaefte geht nicht, weil es zu eng ist, man faehrt staendig jemanden an. Ab und zu binde ich es draussen an und gehe ein paar Meter, als ich zurueck komme, stehen 6 Kerle drumherum und begutachten alles vom Reifen bis zur Klingel. Wir quatschen ein bisschen und mein Rad ist natuerlich auf 200Euro abgewertet.

Hier ist ein Wahnsinnsgetuemmel und selbst als Radfahrer steht man hier im Stau.Es gibt hier massenhaft Laeden und ganz viele bieten ja das Gleiche an und alle scheinen davon zu leben. Dann sehe ich eine Garkueche und bestelle was,was bei den anderen gut aussieht und auch super lecker schmeckt Es ist vegetarisch, ein Baellchen und Reis mit viel gelber Sosse. Kostet umgerechnet 15 cent oder so.Weiter gehts und in der naechsten Garkueche gibt es nach hinten ein paar Sitzplaetze und ich lasse mich nieder. BEstelle etwas und bekomme eine Art Eis (gelb) mit was anderem spaghettiartigem Gefrorenem. Gleich gehen mir wieder alle Warnungen durch den Sinn, aber ich esse es trotzdem tapfer auf. Schmeckt ja auch lecker.

Dann komme ich zu einem historischen SikhTempel, in dem mir eine Fuehrung angeboten wird. Schuhe aus, Kopftuch umgebunden und wir landen prompt waehrend eines Gebets im Allerheiligsten. Stellen uns an den Rand und warten ab. Im grossen Raum haengen 3 grosse Kristalluester und ca. 50 Fassungen, aus denen nur die Strippen haengen. Er erklaert mir, dass unter dem goldenen BAldachin das heiligste Buch der Sikhs liegt. Wir gehen weiter und kommen in einen kahlen Raum, in dem lediglich ein Mann in einem riesengrossen Kessel etwas umruehrt, es riecht nach Karamell und ich kann es spaeter auch probieren. Im naechsten Raum stehen mehrere grosse Kessel und auf der Erde sitzen Frauen, die Teigbaellchen formen, die dann in einer Maschine zu Fladen geformt werden. Dann gehen wir in einen grossen Saal, indem iin ca.6 Reihen Menschen sitzen, die hier essen.Jeder, egal welcher Religion oder welchen Standes ist hier eingeladen, kostenlos ein Essen zu bekommen, ich werde auch gebeten, Platz zu nehmen, aber ich hatte ja gerade was und lehne dankend ab. Wenn ich es richtig verstanden habe, essen hier taeglich bis zu 2500 personen. Finanziert wird das ausschliesslich aus Spenden. Wirklich sehr beeindruckend.

Dann gebe ich mal wieder mein Hotel als Zieladresse ein und komme durch Gegenden, da wuerden einige, die ich kenne, hoechstens mit der gepanzerten Limousine durchfahren und das vielleicht nicht mal.
Schon bin ich wieder "daheim" und besorge mir zur Belohnung eine Flasche Rotwein im BEER&WINESHOP.

I SURVIVED - Ich habs echt ueberlebt !!!

Heute entscheide ich mich aber auch, die meisten Strecken mit dem Zug zurueck zu legen: es kostet einfach zu viel Zeit, die ich ja letztlich doch nicht habe und ich will nicht die meiste Zeit meines Urlaubs auf staubigen und gefaehrlichen Pisten zubringen,sondern lieber ein bisschen mehr von diesen aufregenden, spannenden, unglaublichen Orten sehen. Fortsetzung folgt.




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