Freitag, 16. März 2012

Mittwoch, 14.3. - Donnerstag 15.3.

Sehe gerade, dass mein Post verschwunden ist, also noch mal:
Kurz vor Mathura halten wir in Gokul. Die beiden sprechen einen Mann an einer Ecke an, wir steigen aus und folgen ihm um unzaehlige Ecken, Gassen, durch Haeuser durch bis wir an einem Tempel angelangt sind. Vorher wird die Zeremonie ausfuehrlich erklaert und Vikas uebersetzt: man darf hier nicht stehen, sondern nur sitzen und am aEnde bekommt man was in die Hand, was man zu akzeptieren hat. So woertlich !!! Wir gehen rein und im ersten Raum sitzt eine Gruppe, die einem Priester lauscht. Der 2. Raum ist sehr bunt ausgeschmueckt mit vielen Spiegelmosaiken, die Figuren darstellen. Vorne sitzt ein Priester und auf einer Art Buehne sieht man mehrere Goetterstatuen, die in bunte glitzernde Kleider gehuellt sind. Ganz vorne sitzt eine kleine Statue auf einer Art Hollywoodschaukel. Alle hoeren gebannnt zu, was der Priester erzaehlt und die vorderste Reihe bekommt am Ende einen roten Schal umgehaengt, einen Blumenkranz eher lieblos auf den Kopf geschmissen und ein paar Paeckchen mit in Zeitung gewickelten Suessigkeiten.
Zwischendurch unterhaelt sich einer mit mir, das uebliche und er meint, ich haette grosses Glueck, dass ich heute hier bin, denn es sei Krishnas GEburtstag, also bitte, was will ich mehr.
Wir rutschen auf dem Hosenboden immer nach, eine super Idee, um den Boden immer schoen blank zu halten. Als wir dran sind, duerfen wir auch alle an der Kette ziehen, die die kleine Statue auf der Schaukel zum Schwingen bringt. Nicht ohne, dass man sich dabei was wuenscht.
Dann gehts zu einer Art Kasse, wo es eine BEscheinigung gibt, fuer die Spende, die man selbstverstaendlich hinterlassen hat.

Weiter zum naechsten Tempel, sehr gross, recht schoen, aber fuer mich immer alles so unverstaendlich und ich trippel einfach hinterher. Hier herrschen strenge Sicherheitsvorschriften und man muss alles abgeben und darf dementsprechend auch nicht fotografieren, was hier in ganz vielen Tempeln der Fall ist. Dann kommen wir in einen Raum, in dem wieder viele Menschen auf dem Boden sitzen und gebannt auf eine geschlossene doppelfluegelige Tuer schauen. Wir sitzen auch und schauen mit, ich denke, sie warten auf den Beginn einer Art Zeremonie, aber dann wird die Tuer geoeffnet und alles jubelt den zu sehenden Goetterstatuen.

So gehts weiter und wir fahren in den naechsten Ort, der so aehnlich heisst wie Vivindram. Scheint ein bedeutender Pilgerort zu sein. Hier sind Unmenge von Sadhus und sehr viele westliche Menschen, Frauen und Maenner, die anscheinend ihren religioesen Standpunkt gewechselt haben. Schauen sehr gluecklich drein und erinnern so ein bisschen an die Bagwan Typen. Nach einer weiteren Jubelfeier in einem weiteren Tempel kommen sie dann die Strasse runter, werfen die Arme in die Luft und rufen ganz happy: HARE KRISHNA. Es sieht irgendwie zum piepen aus und ich muss an mich halten, dass ich nicht laut lache. So nach dem Motto: Jede Zelle Deines Koerpers ist gluecklich, jede Zelle Deines Koerpers fuehlt sich wohl. (Wer mehr wissen will, kann unter " koerperzellenrock" auf YOUTUBE schauen.)

Wir bummeln durch die Gassen und ich hab keine Lust mehr auf Tempel und setze mich solange in eine Ecke und beobachte das Treiben auf der Gasse.

Dann erklaeren die 2, dass sie ihren Plan geaendert haben und nicht in Mathura bleiben wollen. Angeblich wollen sie noch andere Tempel besuchen, mich aber erst in einem guten Hotel untergebracht wissen. Das gestaltet sich schwierig und wir muessen einige ansteuern, bis mal eines meines Anspruechen genuegt. Dafuer ist es dann auch teuer genug. Wir verabschieden uns und ich denke mir wieder mal dass es doch nicht ganz einfach ist, mit unbekannten Menschen eine Zeit zusammen zu reisen. Zumal nur Vikas gut englisch spricht. Die Ansprueche, jedenfalls in dem Fall sind doch sehr unterschiedlich. Aber es war soweit o.k.

Im Hotel gehe ich ins Restaurant, esse was, aber hier gibts kein Bier, ist schliesslich ein Family Restaurant, nicht dass die lieben Kleinen schon allzu frueh mit den Suenden der Welt konfrontiert werden.

Donnerstag:

Aufgesattelt fahre ich zum Bahnhof und muss als erstes mal in einer Schlange fuer das Ticket anstehen. Die stehen hier Mann an Mann und ich bin heilfroh, dass es eine extra Frauenreihe gibt.So dicht, dass man jede Koerperform erspueren kann, das will ich mir in einer Maennerreihe gar nicht vorstellen, neeeeneeeeneeee. Hinter mir die Dame popelt in der Nase und ich bin nicht sicher, was sie mit dem Ergebnis gemacht hat, aber sie hat sich auf jeden Fall auch ein bisschen an mir festgehalten.
Auch hier versuchen sich, ein paar Lady's vorzudraengeln und muessen von einem Officer streng und unter Zuhilfenahme eines Stockes wieder in die Schranken gewiesen werden, jaja sooooo gehts ja nun nicht.
Als ich dann schon nach 45 min. dran bin, sage ich nur : nach Delhi und habe kurz darauf den Fahrschein in der Hand. Als ich nach der Uhrzeit frage, meint sie nur mit unbewegter Miene: Enquiry (Auskunft). Herzlichen Dank fuer die zuvorkommende Antwort ;-) . Dort stehen weitere 20 Leute und es ist klar, dass ich hier nicht weiter komme. Da ich ja eh noch das Ticket fuer das Fahrrad buchen muss, gehe ich zum Parcel Office, die werden schon wissen, wann der naechste Zug nach Delhi geht. Ist dann auch so, allerdings erklaert er mir, dass ich nur bis Nizzamudin fahren kann, ist  4 km vor Delhi. Kein Problem. Fahrradsattel wird mit einem Sack eingenaeht, beschriftet und ich folge einem, der das Fahrrad nimmt, ich mein Gepaeck und ueber 2 Bahnsteige bzw. Gleise hinweg, die nicht nur hoch sind, sondern es stinkt hier auch erbaermlich. Wir laufen ans Ende, wo schon weitere Sperrgueter stehen. 15 Min. spaeter trifft der Zug ein und das Rad steht quasi vorm Gepaeckwagen, also schnappe ich meine Taschen und suche mir ca. 10 Wagen weiter einen Platz.
Angekommen, ca. 13:30,  laufe ich wieder zum Gepaeckwagen und will mein Fahrrad in Empfang nehmen, aber obwohl hier schon kraeftig ausgeladen wird, ist vom Fahrrad nichts zu sehen. Ich frage einen, der alle moeglichen Papiere abzeichnet aber der weiss von nichts. Dann geht er gelangweilt von dannen. Es ist ja nicht nur so, dass ich die 3 Taschen zu schleppen habe, es ist auch gerade Mittagshitze und sauheiss.
Ich latsche zum Parcel Office und schildere Mr. 1 mein Problem. Er will wissen, mit welchen Zug ich gekommen bin, Ticket usw. Was weiss ich wie der Zug heisst, es ist der, der als letztes aus Mathura hier angekommen ist, die kommen ja nicht minuetlich.
Gut, sie haben gerade Mittagspause, da ist so ein Problem seeeeeehr unguenstig. Nebenan ist das Buero des Chefs, da soll ich warten. Der kommt nach ca. 30 min. und setzt  sich sehr entspannt in seinen Sessel, der mit einem grossen Frotteetuch behaengt ist. Das braucht der eigentlich nicht, denke ich mir, denn nach schwerer Arbeit sieht sein Job nicht aus. Mr. 2 kommt ebenfalls hinzu und spricht im Gegensatz zum Chef recht gut englisch. Ich schildere ein 2.mal mein Problem und dann tel. Mr.1, Mr.2 und Chef quasi gleichzeitig aber ohne ,dass ein Gespraech stattfindet. Klar, keiner erreichbar, obwohl hier alle Welt den ganzen Tag und die ganze Nacht telefoniert, aber wenns mal dringend ist, geht keiner ran oder wie??????????????
So geht es eine ganze Weile, zwischendurch kommen Freunde vorbei, es wird gelacht, ach ja und meine Fusskettchen sind ja so schoen und eigentlich ist die Atmosphaere sehr entspannt. Wenn da nicht ich mit meinem Problem waere und ich bin keinesfalls entspannt und habe ein sehr komisches Gefuehl im Bauch.
Jedenfalls ist es mittlerweile ca. 14:30 und nichts passiert. Man erklaert mir nichts weiter sondern immer nur auf meine Fragen hin.
Dann fahren Mr.2 und Chef mit dem Roller weg und wollen mein Rad suchen. Ich frage mich nur wo, denn nach Mathura fahren sie sicher nicht und wo soll es denn sonst sein?  Er meint nur, dass braucht seine Zeit und ich solle warten. Ja, leicht gesagt.
Kurz vor deren Abreise kommt ein weiterer Freund vorbei, der dann auch da bleibt und sich mit mir unterhalten will. Er sieht recht wohlhabend aus, lebt in Bombay und schreibt fuer "Bollywood". Mir ist allerdings ueberhaupt nicht nach Smalltalk zumute, denn mir gehen schon die Gedanken durch den Kopf, wie das ohne Rad weiter geht und dass mir das noch in den letzten Tagen passieren muss.
Dann aber, ca. 16 Uhr kommt der erloesende Anruf bei Mr. 1 an, dass mein Rad aufgetaucht ist und wenn es eingetroffen ist, bekomme ich es ausgehaendigt. Mann, ich bin echt total erleichtert, kann man sich leicht vorstellen.
Dann kommen Chef und Mr. 2 zurueck und schliesslich sitzen 6 Kerle und ich in seinem Buero. Wieder mal wollen sie alles wissen, aber auf die Frage, was ich als Krankenschwester verdiene, antworte ich nicht. Wir trinken noch eine Chai und am Ende habe ich mindestens 2 Heiratsantraege und die Tel. Nr. on Mr. Bombay. Und der Chef verabschiedet mich mit : Good bye Sweet..................

Mit weiteren Buerokratieformalitaeten kann ich dann endlich mein Rad haben und mache mich im schoensten Feierabendverkehr auf den Weg zum Hotel. Normalerweise waeren es nur einige 100m gewesen und ich habe die Flipflops an, konnte ich ja nicht mit rechnen. Nach einer Fastgasvergiftung und etlichen Beinahecrahs komme ich gut an und unterhalte mich am Abend auf der Dachterrasse noch mit einem Chinesen, der gerade aus Sri Lanka kommt und noch bis Dezember auf Reisen sein will......beneidenswert.

Fazit heute: egal, ob man eine Strecke von 500 oder 100 km ueberbruecken will, es geht immer ein Tag drauf.



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